Leserreise in die Welt der Arabischen Emirate

Mit wenig Wasser viel Ertrag erwirtschaften

Die Leserreise war ein Ausflug in eine andere Welt. Die Vereinigten Arabische Emirate bestehen aus sieben einzelnen Emiraten, zu denen auch Abu Dhabi und Dubai gehören. Aufgrund der geografischen Lage in einer Wüstenregion ist die Landwirtschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten nur begrenzt möglich. Dennoch strebt man an, die lokale Nahrungsmittelproduktion auszubauen und die Abhängigkeit von Importen zu verringern.

Dubai zeigt die Seiten einer ganz anderen Landwirtschaft als in Deutschland. Hier treffen Superlative wie der Burj Khalifa auf die einfacheren Vehältnisse der Landwirtschaft auf einer Kamelfarm.

Foto: Brüggemann

Besonders die Emirate Dubai und Abu Dhabi bieten eine Fülle von modernen Attraktionen, da die Metropolen in den letzten 50 Jahren mit viel Geld aus dem Wüstenboden gestampft wurden. Die Reise ging durch fünf der sieben Emirate, die sich vor 52 Jahren zusammenschlossen. Nur drei der Regionen verfügen über Öl- und Gasvorkommen, unterstützen aber die Partner in der Vereinigung finanziell. Von den 10 Mio. Einwohnern sind 1,5 Mio. einheimisch, der Rest sind Gastarbeiter aus etwa 200 Nationen. Die meisten kommen aus Indien, Pakistan und dem Iran. Die Ureinwohner von Dubai waren bis 1950 vorwiegend Perlentaucher, bis man in der Gegend Öl fand. In den Jahren 2000 bis 2009 vollzog sich ein gewaltiger Bauboom, wo 30 Prozent aller Kräne weltweit in Dubai standen und bis heute 350 Hochhäuser (Wolkenkratzer) gebaut wurden.

Nach heutiger Kenntnis verfügt Dubai über 35 Prozent der Weltgasvorräte, Abu Dhabi über 4 Prozent der Weltölvorräte und erlöst daraus täglich 3 Mrd. Euro. Dem Besucher fällt auf, dass alte Traditionen in dem hypermodernen Land sehr wichtig sind und es wird betont, dass religiöse Toleranz tatsächlich auch gelebt wird. Seit 1970 ist man bemüht, in den Wüstengebieten durch systematische Bewässerung auch Landwirtschaft zu betreiben. So werden neben der Nutzung von Klärwasser auch fossile Grundwasservorräte angezapft oder Meerwasser entsalzt und in die Wüste gepumpt. Während der Reise wurden unter anderem einige landwirtschaftliche Betriebe besucht, wie zum Einstieg die Desert Organic Farm, wo auf 1 ha Freiland- und Gewächshausfläche Gemüse und Datteln natürlich, lokal und nachhaltig produziert werden. Die Produkte werden ausschließlich direkt vermarktet. Das Wasser zur Produktion auf dem Wüstenboden kommt aus 250 m Tiefe und wird den Pflanzen 2 mal täglich per Tröpfchenbewässerung zugeführt. Gedüngt wird mit gepresstem Hühnertrockenkot.

Rinderfarm auf dem Palastgelände

Das Besondere an der Rumailah Dairy-Farm im Scheichtum Fujeirah ist, dass sie sich auf dem Palastgelände des dortigen Scheichs befindet. Die 400 Jersey- Rinder, von denen 110 gemolken werden, erleben Tierwohl „vom Feinsten“. Das erforderliche Futter, Heu und Silage kommt aus Indien oder Afrika, die Milchleistung liegt bei durchschnittlich 6 000 l/Jahr. Die Verarbeitung erfolgt direkt neben dem Stall zu Trinkmilch, Butter, Eis und Kefir. Auf der Kamelfarm Cameliciou werden 8 000 Kamele gehalten und 2 000 davon gemolken. Kamele geben täglich 7,5 bis 8 l Milch die dort zu Eis, Butter, Sahne und Milchpulver verarbeitet wird. Der Betrieb verarbeitet im Winter täglich 15 000 l Milch, im Sommer 30 000 l. Die Milch enthält 2,5 Prozent Fett, 2,5 Prozent Eiweiß, wenig Laktose und schmeckt etwas salzig. Kamele bekommen mit 5 Jahren das erste Kalb und bleiben insgesamt 17 bis 18 Jahre in der Milchproduktion. Gemolken wird 2 mal täglich in einem 2 mal Doppelzwölfer- Melkstand. Gefüttert werden täglich 10 kg heimisches oder aus Afrika importiertes Heu, sowie 30 l Wasser. Melkende Kamele bekommen auch Kraftfutter, Embryotranfer und Künstliche Besamung werden nicht angewandt. Betrieb, Farm und Verarbeitung, arbeiten mit 600 Mitarbeitern.

Vertical Farming reduziert den Wasserverbrauch

Da in der Wüste Wassermangel besteht, müssen dort angebaute Gemüse sehr sorgfältig bewässert werden. Dies geschieht über Tröpfchenbewässerung oder über Hydroponische Röhrensysteme. So wird eine erhebliche Menge an Wasser eingespart. Es kommt aus fossilen Grundwasservorräten, wird aus dem Meer entnommen und entsalzt oder es wird Klärwasser genutzt.

Foto: Brüggemann

Die Bio Farm Al Ain besteht aus 100 ha ehemaligem Wüstenboden, wovon 14 ha bewirtschaftet werden. Mit 46 Mitarbeitern werden, neben Wüstenpflanzen, die für den Anbau in der Wüste gezüchtet werden, auch 60 Arten Gemüse angebaut. Neben dem Hadschar-Gebirge gibt es um Al-Ain in 100 m Tiefe fossile Grundwasservorkommen, sodass Pflanzenbau möglich wird. Der Betrieb verbraucht jährlich 20 000 m3 Wasser und gibt Hühnertrockenkot aus eigener Hähnchenmast mit 15 000 bis 20 000 Tieren ins Wasser oder als Pellets an die Pflanzen.

In der Emirates Hydroponics Farm Abu Dhabi wird versucht, die Grundlagen der traditionellen Landwirtschaft, wie Boden, Temperatur und Wasser, durch die Entwicklung von geschützter Hydroponik und lichtunterstützter Hydroponik zu lösen.

Die Pflanzen werden in mehreren Etagen mit Hilfe von Nährlösungen gezogen (Vertical Farming), so soll ohnehin knappes Ackerland ersetzt und bis zu 92 Prozent Wasser eingespart werden. In geschützter Atmosphäre werden gesunde Pflanzen produziert, die nicht mit Insekten oder anderen Erregern oder Pilzen in Kontakt kommen.

Ein interessantes und spannendes Begleitprogramm rundete die Reise ab, wie der Besuch der Dubai Mall mit 1 200 Geschäften, die Fahrt auf den Burj Khalifa, mit 828 m der höchste Turm der Welt. Es gab klassische Stadtrundfahrten in Dubai und Abu Dhabi, sowie eine traditionelle Bootsfahrt. In Geländewagen ging es in einer rasanten Tour über die Sanddünen zum Desert Safari Camp, wo ein traditionelles Abendessen in Wüstenzelten zubereitet wurde. Auch für Christen ist der Besuch der gewaltigen Scheich-Zayed-Moschee ein besonderes Erlebnis. Das architektonische Kunstwerk, ist die größte Moschee der Welt und bietet Platz für 50 000 Gläubige. Die nächsten Leserreisen gehen im Juni nach Südengland und Cornwall sowie im August nach Schottland. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion oder per Mail an cb-tours@gmx.de.

Brüggemann – LW 10/2024